Suchtkrank in Quarantäne – eine Katastrophe mit Ansage

Durch den Corona-Cluster und die Räumung im Notquartier Pavillon 8 sind wieder mehrere suchtkranke Menschen in Quarantäne gekommen. 

Mensch möchte meinen, dass im zehnten Monat der Pandemie das zwar eine Herausforderung darstellt, es dafür aber mittlerweile Pläne gibt – zumal es im Mai schon zweimal zu Massenquarantäne kam (Haus Erdberg und damals auch schon Pav.8). Damals gab es kaum Vorbereitungen und die Betroffenen machten einen kalten Entzug durch, was zu chaotischen Szenen, Fluchtversuchen sowie Unfällen führte:

„Ein Mann im kalten Entzug hat versucht, sich mit zusammengeknoteten Bettlaken aus einem Fenster abzuseilen. Er ist mehrere Meter gestürzt und wurde schwer verletzt.“ (Bonvalot.net, 19.05.20)

Doch wie es aussieht, wurde seitdem nichts dazugelernt. Im Quarantänequartier im A&O Hostel im 10. Bezirk sind die Zustände ähnlich schlimm, wie jene in der Messe oder im Pav.8 im Mai. Schon seit Beginn an ist die Versorgung mit Substitutionsmedikamenten nicht sichergestellt. Das führte zu kalten Entzügen, was wiederum in einigen Fällen dazu führte, dass Menschen das Quarantänequartier verließen. Es ist nicht nur wenig verwunderlich, dass suchterkrankte Personen nicht über mehrere Tage ohne entsprechende Medikation angehalten werden können, sondern absolut unverantwortlich. Ein kalter Entzug stellt ein hohes Gesundheitsrisiko für die Betroffenen dar und kann sogar lebensbedrohlich sein. 

Die Personen, die das Quarantänequartier vorzeitig verlassen haben, dürfen in anderen Einrichtungen der Wiener Wohnungslosenhilfe nicht aufgenommen werden – doch die Liste, die vom Betreiber ASB über diverse Mail-Verteiler an andere Einrichtungen übermittelt wurde, enthält fehlerhafte Namen und ist datenschutzrechtlich äußert bedenklich. Wir Basismitarbeiter*innen sind seitdem mit verzweifelten Klient*innen konfrontiert, die plötzlich vor unseren Einrichtungen stehen und nicht wissen, wo sie schlafen und wie sie medikamentös versorgt werden können. Berichten zufolge wurden nicht einmal alle Menschen, die Medikamente brauchen, zeitnah erfasst. 

Wir erleben hier eine Katastrophe mit Ansage! Wir fordern, die körperliche Integrität der Betroffenen sicherzustellen und die notwendigen Medikamente sofort und unmittelbar zu Beginn einer Quarantäne zur Verfügung zu stellen! 

Außerdem wird wieder einmal deutlich, dass die Massennotquartiere der Wiener Wohnungslosenhilfe zu menschenunwürdigen Zuständen führen. Wir fordern daher sicheren und bedingungslosen Wohnraum für alle Menschen!