Nach dem Streik ist vor dem Streik! – ein Update aus der Gudi

Seit unserem ersten Streiktag am 17. März ist einiges und gleichzeitig wenig passiert. Wir, die Basisarbeiter*innen der NQ Gudrunstraße wollen hier über die aktuellen Entwicklungen informieren:

    
    1., Es gab offensichtlich keinen Plan für eine Weiterführung der Gudi. Erst mit unserem Streik begannen Gespräche zwischen Fonds Soziales Wien (FSW) und Arbeitersamariterbund (ASB), nicht jedoch mit uns. In der  Zwischenzeit ist klar: Die Gudi wird tatsächlich renoviert, und soll in der nächsten Saison mit reduzierter Bettenanzahl und folglich mit besserem Schutz wieder geöffnet werden. Ein erster Erfolg unseres Streiks!
    
    2., Der ASB stellte sich angeblich hinter uns und unsere Forderungen. Nur leider, so seine Argumentation, könne er gegen den allmächtigen FSW nichts machen. Wir sehen darin eine Leugnung der eigenen Verantwortung. Er unterschrieb nicht nur einen Vertrag mit dem FSW, der die Corona-Situation vollkommen ignorierte, er machte im prekären Wohnungslosenbereich (Gudi, Winkeläckerweg, Kerschensteinergasse) deutliche Einsparungen. Dort wurden bei der Umstellung auf die Saison 2020/2021 die Betreuungsschlüssel deutlich angehoben. Auch aktuell schaut die “Unterstützung”  so aus, dass einmal mehr unsere Arbeitsbedingungen verschärft werden. So werden unsere Krankenstände im letzten Monat nicht mehr nachbesetzt, wir sollen in der Zeit zwischen der Schließung und unserem Vertragsende in Zwangsurlaub gehen oder Zeitausgleich nehmen. Die wöchentliche Testung und die Fahrzeit zwischen Home-Office-Teamsitzung und Dienstantritt in der Gudi sollen nicht mehr bezahlt werden.
  
    
  3., Der FSW weigert sich nach wie vor, mit uns  zu sprechen. Allerdings gab es kurz nach dem Streik ein Dankesschreiben an alle “MitarbeiterInnen der Wiener Wohnungslosenhilfe”. Einmal mehr wird versucht, mit kostenlosem Applaus die von ihm selbst mitverursachten harschen Zustände zu übertünchen/überdecken. Mit dieser Politik des Honig-um -den-Mund-Schmieren wird wohl versucht, Basisarbeiter*innen vom Protest abzuhalten.
    
    4., Auch politisch kommt etwas Bewegung in die Sache. LINKS unterstützt die Proteste, die Grünen setzen sich jetzt, da sie in Opposition sind, für ein ganzjähriges Betreuungsangebot ein. Für die SPÖ brüskiert Sozialstadtrat Peter Hacker die Protestierenden mit der Aussage, dass “sie den Zustand von Betroffenen als Vorwand nehmen, um sich Vorteile für den eigenen Arbeitsvertrag zu schaffen”. Außerdem meinte er, dass ein ganzjähriges Angebot die Obdachlosigkeit nur verfestigen werde. Von FPÖ und ÖVP ist bislang nichts zu hören – was besser so ist.
    
    5., Die Solidarität und die Vernetzung mit anderen Einrichtungen geht weiter. Wir bekommen mehr und mehr Unterstützung. Wir hoffen, dass wir mit unserem Protest einen Raum öffnen können, in dem auch andere Missstände im Sozialbereich aufgezeigt werden.
    
    6., Der Kampf um die Gudi ist noch lange nicht vorbei. Neben kleineren  Aktionen findet am 9. April eine weitere öffentliche Teilbereichsbetriebsversammlung und eine Demo statt. Treffpunkt ist um 16:00 im Stadtpark. Auch Planungen für weitere Proteste, vor allem rund um die Schließung, sind im Gange.